Schulchronik der Grundschule Wasserlosen

Das Schulwesen in Wasserlosen

Vor 1200 Jahren  gab es im Ort Wasserlosen noch keine Schule. Die ersten Schulen im Lande waren Pfarrschulen. Es bestand keine Schulpflicht. Lehrer an den Pfarrschulen war der Pfarrer der sich häufig einen Gehilfen heranzog, der als Küster Mesnerdienste tat und in der Schule unterrichtete. Ungefähr vor 300 Jahren, so lässt die Chronik wissen, mussten die Wasserlöser Kinder im Pfarrdorf  in Greßthal zur Schule gehen und die Gemeinde beteiligte sich an der Besoldung des Greßthaler Lehrers. Der Lehrer war Gehilfe des Pfarrers als Mesner und Kantor, hatte zu läuten, die Uhr zu richten und in Gang zu halten, die Kirche zu kehren und abzu-schließen. Seine Besoldung bestand in: Schulgeld  der Kinder, Barvergütungen für bestimmte Arbeiten und in der Hauptsache aus Naturalien. Andreas Riel, ein Regierungsschulrat charakterisierte die damalige Lage des Lehrers: Selbst  ein besserer Lehrer konnte nichts Gutes leisten, da er mit dem Viehhirten und anderen Gemeindedienern gleichen Rang, aber geringere Besoldung hatte. 

Mit der entwürdigenden Lage der Lehrer treibt auch das bekannte „Lied vom armen Dorfschulmeisterlein“ Spott. Man sollte es aber nicht nur als Spottlied werten, sondern darin auch die frühere minderwertige Einschätzung des Lehrerstandes erkennen. Zu den Arbeiten des Lehrers in Wasserlosen gehörte auch das Abhalten einer Betstunde am Samstagabend. Aus den Gemeindeprotokollbüchern ist zu lesen, dass im Jahre 1711 dieser Dienst dem damaligen Lehrer (Schulmeister) Lamp übertragen wurde. In den  Jahren 1807, 1826 und 1832 besorgten diesen Dienst die Herren Lehrer König, Schemmel, Fella usw. Als Lohn erhielten sie die Nutznießung oder die Erträge des um die Kirche liegenden Gottesackers, auf welchem 2 Nussbäume, 2 Birn- und Apfelbäume standen, sowie einen Weinstock. Die Lehrer jener Zeit mussten sich mitunter kümmerlich durchschlagen, ihr Jahresgehalt war sehr spärlich.

1880 erwähnt die Chronik die Erbauung eines zweistöckigen Schulhauses mit einem geräumigen Schulsaal in Wasserlosen. Über  die Schüler und Lehrer der damaligen Zeit  berichtet das Protokollbuch von der Lokalinspektion von 1818 - 1829 zu Wasserlosen recht Interessantes. So wurden den Schülern am 31. Juli 1818 eine „14 – tägige Vacanz“ bewilligt wegen der eingetretenen Weizenernte. Der Lehrer wandte sich an den Pfarrer, dass er in der Christenlehre die Eltern  mahne, ihre Kinder in die Schule zu schicken.  Häufig beklagt sich der jeweilige Lehrer  über den schlechten Schulbesuch der Kinder hier. Schulzwang bestand vom 6. bis 12. Lebensjahr und die Sonntagsschule musste man bis zum 14. Lebensjahr besuchen. Im Sommer und Winter dauerte die Schulzeit täglich 6 Stunden. Einer der Lehrer beklagt sich in seinem Lectionsmanual ( Lehrnachweis) über einige Ungezogenheiten, welche einige Knaben in der Kirche verübt hätten. Sie wurden mit „Streichen“ abgestraft. Schlimm muss auch das Werfen mit Steinen gewesen sein, denn hierüber wird oft im Lectionsmanual berichtet.Es gab halt  die üblichen Probleme mit der Erziehung der Jugend wie heute auch, nur anders und zu einer anderen Zeit.

1903 steigerte sich die Schülerzahl auf über 100. Ein 2. Schulsaal musste errichtet werden. Es wurde die „Kleine Schule „ für den 1. – 3. Jahrgang gebaut. Seit 1905 hatte Wasserlosen also 2 Schulen und 2 Lehrer, bzw einen Lehrer und eine Lehrerin. Das blieb dann so bis in die 60er Jahre. Diese sog „Kleine Schule“ wurde bis 1973 genutzt. Sie  ist jedoch  wieder verschwunden, weil  an ihrer Stelle der Erweiterungsbau der Kirche steht. Viele Jahre wirkte hier der allseits geachtete Hauptlehrer August Deufert. 16 Jahre hielt Franziska Gegenbauer hier die Stellung bis 1949. Eine ganze Reihe von Lehrern und Lehrerinnen war zu diesen Zeiten hier im Ort. In den 60er Jahren, infolge des Baby- Booms, platzte die Schule aus allen Nähten. 

Die Schülerzahl stieg auf 160 und ein neues Schulgebäude wurde nötig. Es wurde in der Nähe der Friedhofes erstellt, wo es auch heute noch steht. Im Mai 1966 konnte dieses moderne Gebäude seiner Bestimmung übergeben werden. Nicht lange währte die moderne Dorfschule und nur 2 Jahre wurde sie von den Wasserlöser Schülern alleine besucht.  Im Jahre 68/69 schlossen sich Wasserlosen und Greßthal zu einem Schulverband zusammen. Im Jahre 1969 wurde das 9. Schuljahr eingeführt und es kam die große Schulreform. Nun wurden hier an dieser modernen Schule die Schüler im 8. und 9. Jahrgang unterrichtet und zum qualifizierenden Hauptschulabschluss geführt. Die anderen Klassen der Verbandsschule benutzten ihre bisherigen Dorfschulhäuser. Ab 1972/73 war das staatliche Schulamt in Schweinfurt für unsere Schule zuständig. Der Schulverband wurde aufgehoben und in das Schulgebäude in Wasserlosen gingen ab dem Schuljahr 1973 / 74  die Kinder aus Rütschenhausen, Greßthal, Schwemmelsbach und Wasserlosen. 

Es waren insgesamt 177 Kinder und der Schulleiter hieß Alois Gößmann, der dieses Amt bis 1985 inne hatte. Sein Nachfolger Bernhard Müller hatte als Schulleiter die Stelle bis 1998 inne. Natürlich änderte sich einiges im Laufe der Zeit. Die Schule wurde im Innern modernisiert und vor allem wurden im Jahre 1988 eine Mehrzweckhalle und ein Schulsportgelände an der Schule errichtet. Endlich konnte man in einer voll  ausgerüsteten Halle das Turnen mit den Kindern durchführen und Veranstaltungen aufziehen, denn die Dr. Maria Probst Halle, so wurde die Mehrzweckhalle getauft, war mit allen wichtigen Geräten ausgerüstet. Aus dem Gymnastik-raum im Schulgebäude konnte man zwei weitere Klassenzimmer gewinnen. Im Juli 1998 wurde Schulleiter Bernhard Müller in den Ruhestand entlassen und als Nachfolger ernannte das Schulamt Hans Fick, der jetzt die Geschicke der Schule hier leitet. Beim Lehren und Lernen gibt es nun mal keinen Stillstand. Inzwischen hielt der Computer Einzug in der Schule, sowohl in der Verwaltung als auch in den Schulzimmern. 

2003  wurde ein Computerraum, ausgestattet mit dem  weltweitverbindenen Internet, installiert,um die Schülern in die moderne Medienwelt einzuführen und um sie im  Umgang  mit den neuesten  Techniken der Informationsbeschaffung vertraut zu machen.So wie sich Lehren und Lernen ständig verändern, so veränderten sich auch Schulgebäude und Lehrerschaft im schmucken Wasserlosen. Trotzdem bleibt für uns alle, so auch für die vielen Wasserlöser, die zur 1200 Jahrfeier in ihren Heimatort kommen, die Schule ein Stück gemeinsamer Erinnerung. Alte Freundschaften und Erlebnisse werden in diesen Tagen wieder aufgefrischt und so mancher wird dann sagen: „Weißt du noch damals in der Schule.........

Hans Fick, Schulleiter 1998 - 2004
Der Bericht wurde anlässlich der 1200 Jahr Feierlichkeiten von Greßthal und Wasserlosen erstellt.